Von Marius von Mayenburg / Regie: Thomas Jonigk
Die Lehrerin Astrid lebt mit ihrer früheren Schülerin Klara zusammen. Überraschend hat sich ihr Schulrektor Wolfram angekündigt. „Warum muss dieses Arschloch in unsere Privatsphäre eindringen?“, fragt Klara. „Er hat mich immer vor Angriffen geschützt“, antwortet Astrid. „Und was ist, wenn er mich als ehemalige Schülerin erkennt?“- Bevor Astrid Klaras Erinnerungen an eine Jugend voller Angst und Scham vertreiben kann, steht Wolfram in der Tür, zieht seine nassen Strümpfe aus und parliert vieldeutig über Körpergeruch. Nach homophoben Sprüchen konfrontiert er Astrid mit dem Vorwurf zweier Eltern, bei einer Klassenfahrt die Notlage ihrer Tochter ausgenutzt zu haben. Schon steht ein Missbrauchsverdacht im Raum, der das Beziehungsgefüge der beiden Frauen ins Wanken bringt und ein gegenseitiges Versteckspiel in Gang setzt, das immer mehr in einen erpresserischen Schlagabtausch ausartet, der Seelenabgründe offenlegt und die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge, Recht und Unrecht, Täter und Opfer verschwimmen lässt.
Jörg Ratjen verkörpert den übergriffigen Tugendbold, der hinter einem gefährlichen Pokerface die Kränkung durch unerwiderte Begierden mit gemeinen Bosheiten beantwortet, während Dörte Lyssewski als eine zwischen Lust und Scham hin und her gerissene Lehrerin das perfide Spiel ihres Vorgesetzten aufzudecken versucht. Als sie nach widersprüchlichen Aussagen immer mehr in Erklärungsnot gerät, entdeckt sie ihren weiblichen Widerstandsgeist und kämpft mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln um ihre Integrität. Voller Fragen bewegt sich Maresi Riegner als junge Geliebte zwischen den Fronten dieser virtuosen Beziehungsschlacht, spürt das zerstörerische Gift der Täuschung und fordert ein Ende der Lügen.
„Die widersprüchlichen Innenwelten der Figuren und die Wechselspiele zwischen Täter- und Opferrolle bringen die fulminanten Schauspieler umwerfend und facettenreich rüber.“ (Nachtkritik)
„Ein unglaublich spannender Seelenthriller.“ (SZ)